Unser Start in die Entschleunigungswoche, wurde gekrönt durch einen eingeschlossenen Autoschlüssel. Die Pannenhilfe konnte nichts ausrichten, also marschierten wir in Winterbekleidung und auf Schneeschuhen, ohne Gepäck, ohne Essen, vom Moosalp-Parkplatz in Richtung Hütte los. Der 25-minütigen Marsch über die Skipiste, durch eine wunderbare Schneelandschaft, wärmte uns bereits auf. In der Hütte begann Aline, unsere Jüngste, mit dem Einheizen des Ofens und wir genossen rundherum die aufkommende Wärme und draussen die wunderbare Aussicht. Bald wurde uns bewusst, dass wir mit viel weniger auskommen würden, als wir eigentlich mitgenommen hatten. Zurzeit galt jedoch jede Kleinigkeit, die wir entweder in unseren Jackentaschen oder Skihosen fanden, als erfreulicher Fund. Sei es ein Akkupack um das eingefrorene Natel zu laden um telefonisch den zuhausegebliebenen zweiten Autoschlüssel zu organisieren, Kaugummis um die Zähne zu putzen, ein Merci als Bettmümpfeli, ein Aspirin für alle Fälle oder einfach eine zusätzliche Damenbinde 🙂
Am dankbarsten waren wir natürlich über Essensvorräte, die wir in der Hütte fanden. Jetzt hieß es Schnee schmelzen, was uns die ganze über Woche begleitete. Erstmals kochten wir uns einen Tee, erkundeten die paar Quadratmeter in der Hütte, versuchten die Wärme in die Bettdecken und Matratzen zu verteilen und zogen diese auch mit den wunderbar frischriechenden Anzügen über. Für die Nacht war also schon gesorgt. Erneut holten wir Schnee. Diesmal bereits ausgerüstet mit grossem Kochtopf und Schneeschaufel. Etwas zu Essen zuzubereiten, war also unsere nächste Mission damit uns nachts der knurrende Magen nicht weckt . Wir erlaubten uns Spaghetti aus den Hüttenvorräten zu borgen und wurden erfinderisch, um eine Sauce zu kreieren. Aus einer abgelaufenen Tomatensuppe, etwas Mehl, Wasser einigen Gewürzen machte Martin eine feine Tomatensoße. Für das erste Hütten-Frühstück war auch schon gesorgt; als wir eine UHT- Milch und Haferflocken entdeckten.
Draußen begann es erneut zu schneien. Es schneite eineinhalb Tage fast ununterbrochen, bis dann am 24. Dezember um etwa 21 Uhr sich, im wahrsten Sinne des Wortes, der Himmel über uns aufriss. Dank Timos aufmerksamen Rundgängen, ging uns dieses Spektakel nicht durch die Latten! Der Mond ging auf.
Überglücklich über den gelieferten Ersatz-Autoschlüssel und unsere, bis anhin eingeschlossenen Esswaren konnte der Heilige Abend beginnen. Das Fondue Chinoise, genossen wir ganz besonders, dieses lagerte bis kurz vorher noch im selbst kreierten Kühlfach, der Nüsslisalat hat die kühle Nachte im Auto ebenfalls gut überstanden.
Nachdem wir den ganzen Tag bereits immer wieder im Schnee draußen herum tollten, Schneemänner und Schneerutschbahnen bauten, Schneeschaufelten oder einfach auf Plastiksäcken das Skilifttrasse runterrutschten, (die Skilifte liefen an diesem Tag wegen zu starkem Wind nicht!) , machten wir uns spät abends auf eine Mondschein-Schneeschuhwanderung. Der fast volle Mond ging hinter den Wolken auf und färbte die Wolkenränder silbern. Auch unsere Herzen gingen auf. Eine so atemberaubende Weihnacht hat wohl keiner von uns bisher erlebt. Der Atem blieb uns nicht nur durch das Singen der Weihnachtslieder während der Schneeschuhwanderung weg, nein, es war die wohl besondere Stimmung an diesem ganz besonderen Abend.
Alleine in der Wildnis zu sein, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, über uns ein sternenklarer Himmel, unten im Tal das Nebelmeer, legten wir uns dann mit heissen, roten Backen in die warmen Betten und träumten schon bald. Draußen fegten wieder heftige Winde und brachten auch das Häuschen zum Singen.
Am 25. erwartete uns ein Prachtstag, dem übrigens noch vier weitere folgten. Die Wege um das Häuschen, waren bereits von Valentina und Timo geschaufelt. Eine `Skieinfahrt` für die Mittagspause, der Weg zum Pissoir, so wie auch ein gut begehbarer Weg und sogar eine Treppe rüber zur Sauna waren präpariert. Nach rund eineinhalb Stunden Einheizen des Saunaofens, tappten wir dann, beinahe unbekleidet, durch den Schnee rüber zum Saunafass. Der Eine oder Andere machte, trotz guten Wegen, auch noch einen ungewolten Ausrutscher in den Schnee. Brrrr… Auch dies war ein unvergessliches Erlebnis.
Die Aussicht aus dem Halbmondfenster der Sauna, direkt aufs Bietschhorn, lies uns einmal mehr staunen. Nicht schlecht staunten wir auch, wie heiß der Ofen sich anfühlte. Zuerst berührte Timo mit seinem Knie den Ofen, später musste Bernadette beim Bücken nach den Schuhen, leider auch ihren Allerwertesten mit dem Ofen bekannt machen. Zischschsch, (Gratis-Tip: super (-zwar schmerzhaftes) «Wärmeöfeli» heizt die ganze Nacht.) Gott sei Dank, gab es ja Schnee in rauen Mengen zum Kühlen.
Langgliedrig wie wir sind, konnten wir trotzdem alle fünf die Wärme in der Sauna genießen. Gemütlicher war es jedoch schon, wenn wir nur zu zweit oder zu dritt schwitzen um uns dann wieder im kühlen Weiss beim Schneeengelimachen, runter zu kühlen. Am letzten Abend, als Bernadette ein letztes Mal die Sauna genossen wurde, bot sich dann ein unvergesslicher Anblick. Das Bietschorn umrandet vom großen Wagen… und dies sichtbar durchs Halbmondfensterchen der Sauna. Das wäre ein geniales Walliser-Werbefoto. Dieses lässt sich aber nur in meinem Kopf widerspiegeln, denn in die Sauna nahm ich meine heißgeliebte Fotokamera nur mit, wenn nicht eingeheizt war.
Die Wassertemperatur des Saunaholzofenboilers, lernten wir bis Ende Woche wir mit Schneewasser zu regulieren. So bot es sich an, sich mit dem Holzkessel voll, angenehm temperiertem Wasser zu übergiessen; das war eine Wohltat, so frisch geduscht (oder vielmehr `gekesselt`) in die Zivilisation zurück zu kehren. In den Genuss des Hotpots kamen wir leider nicht. In dieser schneereichen Woche erahnten wir ihn bloss unter einem grossen runden Schneehügel.
War es doch in den ersten Tagen unseren Teenagern, Timo und Aline ab und zu mal langweilig, fiel es ihnen am Ende der Woche ebenfalls schwer diesen traumhaften Aufenthalt hier zu beenden. Sie rutschten im Dunkeln zum Lift Häuschen runter oder schaufelten einfach mal wieder Schnee, genossen die letzten Ski- und Snowboardabfahrten, denn bald werden dies alles nur noch schöne Erinnerungen sein.
Bernadette wird das Bänkchen vor der Hütte vermissen, die Sonne die kurz vor 9 Uhr über eine Berglücke im Osten erscheint, die Frühstücks die wir draussen, mit Aussicht auf die gewaltige Bergwelt genossen, die märchenhaften Schneelandschaften und Schneeschuhwanderungen ganz besonders auch die mit Bernadettes Eltern. Sie probierten erstmals die Schneeschuhe aus und äusserten sich hellbegeistert darüber, als sie in der prächtigen Abendstimmung talwärts zogen. Missen möchte sie auch nicht die morgendliche Stille, bevor der Skilift vor dem Häuschen zu laufen begann, aber auch die witzigen Smalltalks mit den Skiliftfahrern oder die tiefgehenden Gespräche mit der Freundin Ursina, (die uns per ÖV und `Alpuschnager` besuchen kam). Nicht zu vergessen die lustigen Spielrunden (Jass und Hornochsen... ist übrigens in der Hütte vorhanden), sowie die gesegnete Gemeinschaft die unbezahlbar und wichtig ist, wenn man so nahe bei einander lebt.
Einfach keine Störfaktoren, auch keine Steckdosen um die Handys..., aufzuladen. Wir brauchten nur ganz wenig: ein Bett, etwas zu Essen, einen warmen Ofen, viel Holz, ein zwei Spiele, ein gutes Buch, ein bisschen Licht, liebe Menschen und Gottes Segen. So lässt es sich richtig gut erholen und leben.
Danke Projacks-Team für Euer Engagement und dem Ruf zu folgen, eine Erhol- und Entschleunigungs-Oase zu verwirklichen.
«Danke auch Dir Himmlischer Vater, hast du uns diese herrliche Gelegenheit auf der Moosalp Hütte, in dieser beinahe seit Jahrtausenden unveränderten Landschaftsidylle geschenkt und danke für jeden neuen Tag, den wir mit Dir verbringen dürfen.»
Aus tiefster Bewunderung und völlig überwältigt die Rechers.